Wie können wir zur Heilung des kollektiven Unbewussten beitragen?
Wörter wie Spiritualität und Seele werden in gesellschaftlichen Diskursen meist gemieden. Sie berühren eine Tiefendimension unseres Menschseins, können aber auch missbraucht werden. In der deutschen Geschichte wurden spirituelle Ideen und eine inspirierte Begeisterung im Nationalsozialismus genutzt, um menschenverachtende Ziele zu verfolgen. Das sind Wunden, die weiterwirken und sich heute in gesellschaftlichen Dynamiken und Debatten zeigen.
Die Politikwissenschaftlerin Barbara von Meibom beschäftigt sich schon viele Jahre mit der Heilung dieser Wunden und tritt ein für einen aufgeklärten Umgang mit den Erfahrungen von Spiritualität und Seele, für eine posttraumatische Heilung und für einen gelassenen Umgang mit anderen Sichtweisen in einem offenen demokratischen Prozess. In einem Text für evolve schreibt sie:
„Die Angst vor Wiederholung ist, wie wir aus der (Tiefen-)Psychologie wissen, die beste Vorrausetzung dafür, dass sich etwas wiederholt: Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, das wird groß! Könnte es auch anders gehen? Könnte posttraumatische Reifung etwas anderes heißen?
Für mich gehört als erstes dazu, dass wir uns von der Annahme verabschieden, dass der Schoß, aus dem der Nationalsozialismus entstanden ist, ‚sterilisierbar‘ ist, weder im Westen noch im Osten. Es wird immer rassistische und inhumane Kräfte in unserem Land geben. Deswegen brauchen wir ihnen nicht das Privileg einräumen, uns ununterbrochen mit ihnen zu beschäftigen und sie damit zu stärken.
Weniger ‚Nie-Wieder‘-Emphase und mehr Gelassenheit gegenüber anderslautenden Meinungen täten unserem Gemeinwesen gut und würden helfen, die unsägliche Spaltung in unserer Gesellschaft zu überwinden. Wie wäre es mit einem – neuen – Narrativ? Wir sind eine starke demokratische Gesellschaft, wir wissen um unsere Stärken und Schwächen, wir stehen für unsere Kultur und für das Humanum ein, ohne uns selbst ständig beweisen zu wollen, dass wir besser sind als wir denken. Hinhören und Austauschen, Verstehen und Verständigen statt vermeintlicher Alternativlosigkeit und Rechthaberei – das wäre doch wirklich mal etwas!“
In unserem evolve LIVE! Seminar werden wir gemeinsam mit Barbara von Meibom erforschen, wie wir zu einer Heilung der Wunden im kollektiven Unbewussten und einem offenen demokratischen Diskurs beitragen können. Dabei werden wir den Dialog selbst als einen Prozess der gegenseitigen Verständigung und Offenheit praktizieren.